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Ein Überblick über Internetstörungen im vierten Quartal 2023

22.01.2024

Lesezeit: 14 Min.
Q4 2023 Internet disruption summary

Das Cloudflare-Netzwerk erstreckt sich über mehr als 310 Städte in gut 120 Ländern und umfasst Verbindungen zu mehr als 13.000 Netzwerkanbietern, um Millionen von Kunden eine breite Palette von Diensten anbieten zu können. Die Größe unseres Netzwerks und unseres Kundenstamms verschafft uns eine einzigartige Perspektive auf die Ausfallsicherheit des Internets und ermöglicht es uns, die Folgen von Internetstörungen zu beobachten.

In den vorangegangenen Quartalen haben wir eine Reihe von staatlich angeordneten Internetabschaltungen im Irak verfolgt, mit denen Betrug bei akademischen Prüfungen verhindert werden sollte. Wir waren eigentlich davon ausgegangen, dass wir dies auch im vierten Quartal tun würden. Das hat sich aber aus den weiter unten erläuterten Gründen erübrigt. Doch auch wenn die erwarteten Abschaltungen ausgeblieben sind, ist es zu einer Reihe von Internetausfällen gekommen, die auf andere häufige Ursachen zurückzuführen waren. Dazu zählten Glasfaser-/Kabelnetzprobleme, Stromausfälle, Extremwetterereignisse, Wartungsarbeiten an der Infrastruktur, allgemeine technische Probleme, Cyberangriffe und leider auch Militäroperationen. Wie in der Vergangenheit bereits angemerkt, sollen die Blogbeiträge dieser Reihe einen Überblick über die beobachteten Störungen bieten. Es handelt sich nicht um eine erschöpfende oder vollständige Auflistung der im Quartalsverlauf aufgetretenen Probleme.

Auf staatliche Anordnung

Irak

In leichter Abweichung vom üblichen Thema dieser Reihe unseres Blogs beginnen wir dieses Mal mit der Berichterstattung über staatlich angeordnete Internetabschaltungen, die nicht stattgefunden haben. Der Irak ist in dieser Beitragsreihe häufig Thema, weil es dort bislang üblich war, während der Prüfungszeit das Internet täglich für mehrere Stunden abzuschalten, um Betrug zu verhindern. 2023 gab es jedoch Grund zu der Annahme, dass diese Praxis ein Ende haben könnte. In unserer Zusammenfassung der Internetstörungen im zweiten Quartal 2023 haben wir Folgendes festgestellt: „Wenige Wochen vor Beginn der diesjährigen Sperren wurde berichtet, dass das irakische Kommunikationsministerium einen Antrag des Bildungsministeriums abgelehnt habe, das Internet während der Prüfungen zwecks der Verhinderung von Betrugsversuchen zu sperren. Leider war diese Weigerung nur von kurzer Dauer, denn zwei Wochen später begannen die Sperren schließlich.“ Doch es kam nicht nur im zweiten Quartal, sondern auch im Juli, August und September zu Abschaltungen, und zwar über mehrere Wochen.

Was das vierte Quartal betrifft, sollte die dritte Runde der Abschlussprüfungen der 12. Klasse an weiterführenden Schulen am 13. November beginnen und am 21. November um 13:00 Uhr Ortszeit enden, wie aus dem folgenden, auf der Facebook-Seite des irakischen Bildungsministeriums veröffentlichten Zeitplan ersichtlich ist.

Prüfungszeitplan für November 2023 im Irak

Ein Blick auf den Internetdatenverkehr im Irak während dieses Zeitraums offenbart aber, dass es nicht zu den landesweiten Internetabschaltungen gekommen ist, die normalerweise zu diesem Anlass vorgenommen werden. Das Diagramm zeigt ein sehr gleichmäßiges Tagesmuster ohne Anzeichen von Unterbrechungen der Internetverbindung, wie sie in der Vergangenheit verzeichnet wurden. Auch andere zivilgesellschaftliche Organisationen, Forschende aus dem akademischen Bereich und Internetanalysten, die diese Abschaltungen ebenfalls überwachen, haben keinen Rückgang des Datenverkehrs festgestellt. Es ist unklar, ob das irakische Bildungsministerium einen Antrag auf Abschaltung gestellt hat und dieser vom Kommunikationsministerium erneut abgelehnt wurde, oder ob für diese Prüfungsrunde womöglich überhaupt kein Antrag gestellt wurde. Unabhängig davon ist zu hoffen, dass der Irak in Zukunft das Internet bei Prüfungen nicht mehr kappt.

Militäroperationen

Palästina

Am Samstag, den 7. Oktober 2023, haben die Angriffe der Palästinenserorganisation Hamas aus dem Gazastreifen auf den Süden Israels einen neuen Konflikt in der Region ausgelöst, und am nächsten Tag hat Israel offiziell den Kriegszustand ausgerufen. Dies hat sich fast augenblicklich auf den Internet-Traffic sowohl in Israel als auch in Palästina niedergeschlagen, der in Israel um 170 Prozent und in Palästina um 100 Prozent in die Höhe geschnellt ist. Auf diese Trends sind wir in unserem Blogbeitrag vom 9. Oktober zu den Mustern beim Internetdatenverkehr in Israel und Palästina nach den Anschlägen im Oktober 2023 näher eingegangen.

In den Stunden und Tagen nach den ersten Angriffen ist dann aber bei einer Reihe von palästinensischen Internetanbietern der Datenverkehr eingebrochen. Viele Netzwerke waren zu einem großen Teil oder vollständig offline, möglicherweise aufgrund von Stromausfällen, die durch die israelischen Vergeltungsangriffe verursacht wurden. Wie unten dargestellt, gehörten zu den betroffenen Netzwerken AS42314 (fusion), AS203905 (DCC_North_ASN), AS210974 (AjyalFI), AS60268 (DIGITAL-COMMUNICATION-PALESTINE-ASN), AS60353 (DCC_RAFAH_ASN), AS62027 (DCC_Khanyouns_ASN), AS57704 (SPEED-CLICK-LTD), AS199046 (JETNET) und AS213207 (TechHub-HiNet).

Außerdem meldete der Anbieter Paltel (Palestine Telecommunications Company) im Oktober, November und Dezember mehrmals auf seinem offiziellen X-Account Unterbrechungen seiner Festnetz-, Mobilfunk- und Internetdienste. Als Ursachen nannte er u. a. Glasfaserschäden aufgrund von Bombardierungen und Treibstoffmangel. Entsprechende Posts wurden am 27. Oktober, 31. Oktober, 16. November, 4. Dezember, 14. Dezember, 20. Dezember und 26. Dezember veröffentlicht. Diese Ausfälle waren unterschiedlich lang. Einige dauerten nur wenige Stunden, andere mehrere Tage. In den folgenden Diagrammen, die den Paltel-Datenverkehr in vier palästinensischen Gouvernements des Gazastreifens abbilden, sind diese Ausfälle schattiert dargestellt.

Glasfaser-/Kabelnetzprobleme

Namibia

Am 13. November wurden von Telecom Namibia (AS36996) Unterbrechungen der Festnetzverbindungen für Telefonie- und Datendienste in mehreren Gebieten gemeldet, die auf einen Kabeldiebstahl zurückzuführen waren. Die Auswirkungen dieser Unterbrechungen sind in der folgenden Abbildung dargestellt. Der Internet-Traffic war zwischen 13:45 Uhr Ortszeit (12:45 Uhr MEZ) am 13. November und 08:30 Uhr Ortszeit (07:30 Uhr MEZ) am 14. November unterbrochen. Ausfälle aufgrund von Kabeldiebstählen sind kein Einzelfall: Im November und Dezember hat der Provider auf seinen Social Media-Accounts mehrere weitere ähnliche Vorkommnisse gemeldet.

Kuba

Einen Tag später, am 14. November, hat ETECSA (AS27725) eine Mitteilung bezüglich einer Unterbrechung der terrestrischen Glasfaserverbindung veröffentlicht, die zu einer Störung des Internetbetriebsn führte. Die Auswirkungen dieses Vorfalls bei dem staatlichen Telekommunikationsanbieter in Kuba waren beim Internet-Traffic im ganzen Land sowie auf Netzwerkebene spürbar, wie die folgenden Diagramme zeigen. Die Unterbrechung war relativ kurz, denn sie dauerte von 06:30 Uhr bis 08:15 Uhr Ortszeit (12:30 Uhr bis 14:15 Uhr MEZ). In einer Folgemitteilung wurde die Wiederherstellung der Internetverbindung bekannt gegeben.

Tschad

Am 7. und 8. Dezember kam es im Tschad zu einem fast vollständigen Ausfall, der Berichten zufolge auf die Durchtrennung von Glasfaserkabeln in Nachbarländern zurückzuführen war. In einem Artikel wird SudaChad mit der Aussage zitiert, wonach der in den folgenden Grafiken dargestellte Ausfall auf ein Problem bei dem kamerunischen Partner CAMTEL zurückzuführen war. Darin wird auch die von Moov Africa (früher Millicom Chad) an Kunden gerichtete Entschuldigung zitiert, in der „die Glasfaserdurchtrennung in Kamerun und im Sudan“ als Ursache angegeben wird. Dass in beiden Nachbarländern gleichzeitig Glasfaserkabel durchtrennt wurden, wäre allerdings recht ungewöhnlich. Insofern ist unklar, ob ein solches Ereignis stattgefunden hat, auch wenn die Routing-Daten von SudaChad zeigen, dass es sich bei den beiden vorgelagerten Anbietern des Netzwerks um AS15706 (Sudatel) im Sudan und AS15964 (CAMNET) in Kamerun handelt. Die drei Provider sind auch Partner beim Betrieb der terrestrischen Leitung WE-AFRICA-NA, die sich von Bur Sudan am Roten Meer im Sudan über den Tschad nach Kribi am Atlantik in Kamerun erstreckt. Es ist aber nicht bekannt, ob dieses Kabelsystem an dem Ausfall beteiligt war.

Die Unterbrechung dauerte etwa vierzehn Stunden, von 20:00 Uhr Ortszeit/MEZ am 7. Dezember bis 10:15 Uhr Ortszeit/MEZ am 8. Dezember, wobei Auswirkungen landesweit sowie bei SudaChad und mehreren nachgeschalteten Netzbetreibern zu beobachten waren.

Cyberangriffe

Ukraine

Der ukrainische Internetprovider Kyivstar verkündete am Morgen des 12. Dezember, dass er „Ziel eines bedeutenden Hackerangriffs“ war. Der Angriff habe einen „technischen Ausfall“ verursacht. Deshalb seien die mobile Kommunikation und der Internetzugang vorübergehend nicht verfügbar gewesen. Kyivstar war seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar 2022 Ziel von rund 500 Cyberangriffen, doch dies war Berichten zufolge der bislang größte. In einem späteren Bericht wurde auf ein Interview mit Illia Vitiuk, dem Leiter der Cybersicherheitsabteilung des ukrainischen Geheimdiensts SBU, verwiesen. Er soll darin geäußert haben, dass „die Hacker im März 2023 oder früher versucht haben, bei Kyivstar einzudringen, es ihnen spätestens im Mai gelungen ist, das System zu infiltrieren, und sie wahrscheinlich im November vollen Zugriff auf das Netzwerk erlangt haben“.

Die Wiederherstellung dauerte mehrere Tage. Kyivstar meldete am 15. Dezember, dass „das Internet überall [wieder] verfügbar ist“, allerdings eventuell mit leicht verringerter Verbindungsgeschwindigkeit. Dies deckt sich mit der in der folgenden Abbildung dargestellten Unterbrechung des Datenverkehrs, die von 06:30 Uhr Ortszeit (05:30 Uhr MEZ) am 12. Dezember bis 14:00 Uhr Ortszeit (13:00 Uhr MEZ) am 15. Dezember andauerte.

Stromausfälle

Brunei

Ein größerer Stromausfall in Brunei am 17. Oktober unterbrach wichtige Dienste, einschließlich mobiler und stationärer Internetverbindungen. Der Traffic war ab etwa 11:30 Uhr Ortszeit (04:30 Uhr MEZ) für rund 13 Stunden unterbrochen und erreichte erst nach Mitternacht Ortszeit am 18. Oktober (17:45 Uhr MEZ) wieder das erwartete Niveau. Zwei von Unified National Networks betriebene autonome Systeme (AS10094 und AS131467) verzeichneten während des Stromausfalls ein geringeres Datenverkehrsaufkommen.

Kenia

Ein großflächiger Stromausfall in Kenia am 11. November unterbrach die Internetverbindung im gesamten Land für etwa sieben Stunden. In einem X-Post von Kenya Power um 20:30 Uhr Ortszeit (18:30 Uhr MEZ) wurde ein teilweiser Stromausfall gemeldet: „In Teilen des Landes wurde die Stromversorgung unterbrochen. Unsere Techniker arbeiten daran, sie in den betroffenen Gebieten wiederherzustellen.“ Kenya Power hat die eigenen Kunden über die Fortschritte auf dem Laufenden gehalten und um 22:00 Uhr, 23:57 Uhr sowie am Morgen des 12. November Updates veröffentlicht. Im letzten hieß es: „Wir haben die normale Versorgung in allen Gebieten, die von dem teilweisen Stromausfall betroffen waren, erfolgreich wiederhergestellt.

Curaçao

Am 14. November hieß es in einem Facebook-Post von Aqualectra, dem Wasser- und Stromversorgungsunternehmen von Curaçao, unter anderem: „Heute Nachmittag gegen 14:00 Uhr ist es zu einem Stromausfall gekommen. Erste Untersuchungen haben ergeben, dass es bei einer der Hauptleitungen, die für die Übertragung von Elektrizität zwischen den Umspannwerken in Nijlweg und Weis verantwortlich ist, einen Kurzschluss gegeben hat. Es ist wichtig zu betonen, dass [der Zwischenfall] nicht auf mangelnde Produktionskapazität zurückzuführen ist.“ Der Stromausfall führte zu einem fast vollständigen Zusammenbruch des Traffics bei Flow Curaçao (AS52233), wobei auch bei United Telecommunication Services (AS11081) und auf Landesebene beträchtliche Störungen zu verzeichnen waren, wie aus den folgenden Diagrammen hervorgeht. Die Unterbrechung dauerte acht Stunden, von 14:00 Uhr bis 22:00 Uhr Ortszeit (19:00 Uhr MEZ am 14. November bis 03:00 Uhr MEZ am 15. November).

Sri Lanka

Nach einer Stabilisierung der elektrischen Infrastruktur im Anschluss an Probleme mit dem Stromnetz im Jahr 2022 verursachte der Ausfall einer Hauptübertragungsleitung am 9. Dezember einen inselweiten Stromausfall auf Sri Lanka, der wiederum zu Störungen der Internetverbindungen führte. Der Traffic aus dem Inselstaat brach ab etwa 16:45 Uhr Ortszeit (12:15 Uhr MEZ) zunächst um rund 50 Prozent ein. Die Reparaturen dauerten mehrere Stunden, sodass der Internetdatenverkehr des Landes erst gegen 01:00 Uhr Ortszeit am 10. Dezember (20:30 Uhr MEZ) wieder das erwartete Niveau erreichte.

Panama

Am Morgen des 24. Dezember wurde von dem panamaischen Stromversorgungsunternehmen ENSA zunächst ein Ereignis vermeldet, das die Stromversorgung seiner Kunden beeinträchtigte. Ein weiterer Bericht, der nur 30 Minuten später veröffentlicht wurde, enthielt zusätzliche Details und wies auf einen Zwischenfall im „nationalen Verbundsystem“ hin, der zunächst die Stromversorgung nur in einigen Gebieten beeinträchtigte, sich aber innerhalb einer Stunde auf das gesamte Land ausweitete. Obwohl die anfänglichen regionalen Probleme mit der Stromversorgung keine spürbaren Auswirkungen auf den Internetdatenverkehr in Panama hatten, fällt der Einbruch des Traffics in der folgenden Grafik zeitlich mit der landesweiten Ausweitung des Stromausfalls zusammen, da beides um 11:45 Uhr Ortszeit (17:45 Uhr MEZ) eingetreten ist. Der Datenverkehr kehrte gegen 15:00 Uhr Ortszeit (21:00 Uhr MEZ) auf das erwartete Niveau zurück, was sich mit einem X-Post von ENSA deckt, in dem es heißt: „Nach einem Zwischenfall auf Übertragungsebene, der seinen Ursprung im Umspannwerk Panama 1 von ETESA hatte, konnte um 15:12 Uhr die normale Stromversorgung aller unserer Kunden wiederhergestellt werden.

Wetterereignisse

Ukraine

Über die Internetstörungen in der Ukraine aufgrund des dortigen Konflikts wurde in den letzten zwei Jahren in mehreren vierteljährlichen Blogbeiträgen zu Internetausfällen berichtet. Im November wurde jedoch die Konnektivität in mehreren Gebieten des Landes durch Stromausfälle unterbrochen, die durch einen schweren Wintersturm verursacht wurden. Schnee und starker Wind legten die Stromversorgung in Hunderten von Städten und Dörfern lahm und beschädigten die Strominfrastruktur. Die Auswirkungen sind in den folgenden Grafiken als Rückgang des Datenverkehrsaufkommens gegen 01:00 Uhr Ortszeit am 27. November (00:00 Uhr MEZ) zu erkennen, der unter anderem in den Regionen Donezk, dem Verwaltungsbezirk (Oblast) Cherson und Luhansk beobachtet wurde. Am frühen Morgen des 28. November (Ortszeit) hat der Traffic allem Anschein nach wieder das erwartete Niveau erreicht.

Mexiko

Am 25. Oktober traf Hurrikan Otis in der Nähe von Acapulco, einem beliebten Touristenziel in Mexiko, auf Land. Zusätzlich zu den katastrophalen strukturellen Schäden wurde berichtet, dass „mehr als 10.000 Strommasten zerstört wurden, sodass der Strom und das Internet / die Kommunikationsmittel in der gesamten Region ausfielen. Außerdem wurden zahlreiche Übertragungsleitungen, Umspannwerke und ein Kraftwerk schwer beschädigt“. Diese Schäden an der Strom- und Kommunikationsinfrastruktur in der Region führten zu einer erheblichen Störung der Internetverbindungen. Wie die folgende Grafik zeigt, brach der Internet-Traffic von Acapulco nach dem Eintreffen von Otis um etwa 80 Prozent ein. Anfang November nahm er zwar wieder etwas zu, doch das Spitzenvolumen blieb bis Jahresende relativ konstant und deutlich unter dem vor dem Hurrikan verzeichneten Niveau. (Am 26. und 30. Dezember sind mehrere große Ausschläge zu erkennen, aber es ist nicht klar, womit diese in Verbindung stehen.) Während sich die Tourismusbranche in Acapulco bis Jahresende wieder deutlich erholt hat, scheint die Wiederherstellung der Infrastruktur nicht ganz so schnell vonstatten gegangen zu sein.

Brände

Hawaii

Im letzten Quartal haben wir über die Auswirkungen der Waldbrände berichtet, die am 7. August auf Hawaii ausgebrochen sind. Dabei sind fast 100 Menschen ums Leben gekommen und Häuser, Geschäfte und Infrastruktur zerstört worden, was Strom- und Internetausfälle zur Folge hatte. Eines der am stärksten betroffenen Gebiete war die Stadt Lahaina, wo das Internet noch Wochen nach Ausbruch der Brände nicht funktionierte. Die Reparatur- und Instandsetzungsarbeiten dauerten das gesamte vierte Quartal, wobei der Datenverkehr im Oktober deutlich zunahm und im November und Dezember Spitzenwerte erreichte, die dem Niveau aus der Zeit vor den Bränden nahe kamen.

Wartungsmaßnahmen

Jemen

Zwei wartungsbedingte Ausfälle beeinträchtigten die Internetkonnektivität im Jemen im vierten Quartal. Der erste dauerte am Morgen des 10. November über vier Stunden, von 03:10 Uhr bis 07:45 Uhr Ortszeit (01:10–05:45 Uhr MEZ). Dem waren zwei Unterbrechungen am Vortag vorausgegangen. Die Auswirkungen waren sowohl auf Landesebene als auch auf Netzwerkebene im PTC-YemenNet (AS30873) spürbar.

Einem Artikel von Associated Press zufolge machte die jemenitische Public Telecom Corp. (PTC-YemenNet) in einer Erklärung gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur Wartungsarbeiten am FALCON-Seekabel für den Ausfall verantwortlich. In dem Artikel wurde auch aus einer Stellungnahme vom Betreiber des FALCON-Kabels, GCX, zitiert. Darin soll von Wartungsarbeiten am Kabelsystem die Rede gewesen sein, die bereits seit drei Monaten in Planung waren.

Die zweite wartungsbedingte Unterbrechung ereignete sich am 15. Dezember kurz vor 23:00 Uhr Ortszeit (21:00 Uhr MEZ). Der jemenitische Minister für Telekommunikation und Informationstechnologie, Mosfer Alnomeir, erklärte in einem X-Post, was passiert war: „Wir stellen fest, dass vor einer halben Stunde das Internet für etwa 30 Minuten ausgefallen ist. Dies geschah, während Techniker dringende Austausch- und Nachrüstungsarbeiten an Serviceausrüstung durchgeführt haben. Der Betrieb wurde umgehend wiederhergestellt. Im Namen des Teams danke ich Ihnen für Ihr Verständnis.“ Auch in diesem Fall waren die Auswirkungen sowohl auf Länder- als auch auf Netzwerkebene sichtbar.

Technische Probleme

Australien

Berichten zufolge waren „Änderungen an den Routing-Informationen“ nach einem „routinemäßigen Software-Upgrade“ für einen mehrstündigen Internetausfall bei dem australischen Telekommunikationsanbieter Optus (AS4804) am 8. November (Ortszeit) verantwortlich. Der Zwischenfall begann kurz nach 04:00 Uhr Sydney-Zeit und dauerte von 04:30 Uhr bis 10:00 Uhr Sydney-Zeit (18:30 Uhr MEZ am 7. November bis 00:00 Uhr MEZ am 8. November). Der Datenverkehr erreichte erst gegen 23:00 Uhr Sydney-Zeit (13:00 Uhr MEZ) wieder vollständig das erwartete Niveau.

Das Netzwerkproblem hatte Auswirkungen auf mehr als 10 Millionen Kunden sowie Krankenhäuser, Zahlungs- sowie Verkehrssysteme und weckte Erinnerungen an den Ausfall bei dem kanadischen Anbieter Rogers Communications im Juli 2023. Optus legte dem ständigen Ausschuss für Umwelt und Kommunikation des australischen Senats einen Bericht vor, in dem die Ursache des Ausfalls detailliert beschrieben wird: „Es wird jetzt davon ausgegangen, dass der Ausfall durch etwa 90 PE-Router verursacht wurde, die sich automatisch selbst isolierten, um sich vor einer Überlastung durch zu große Mengen an IP-Routing-Informationen zu schützen. […] Diese unerwartete Überlastung durch IP-Routing-Informationen trat nach einem Software-Upgrade bei einem der Singtel Internet Exchanges (bekannt als STiX) in Nordamerika auf, einem der internationalen Netzwerke von Optus. Während des Upgrades erhielt das Optus-Netzwerk Änderungen der Routing-Informationen von einem alternativen Singtel-Peering-Router. Diese Routing-Änderungen wurden durch mehrere Schichten unseres IP-Core-Netzwerks weitergegeben. Infolgedessen wurden gegen 4:05 Uhr AEDT [18:05 Uhr am 7. November MEZ] die voreingestellten Sicherheitsgrenzen auf einer beträchtlichen Anzahl von Optus-Netzwerk-Routern überschritten.“ In dem Bericht werden auch die Wiederherstellungsbemühungen und der Zeitplan für die Internet-, DNS- und Mobilfunkdienste für die Verbraucher beschrieben.

Armenien

Ein Ausfall internationaler Verbindungen führte bei Telecom Armenia (AS12297) am 11. November zu einer kurzen Internetunterbrechung, ähnlich wie bei einer Störung, die fast genau ein Jahr zuvor aufgetreten war. Wie das folgende Diagramm zeigt, begann die Störung gegen 15:15 Uhr Ortszeit (12:15 Uhr MEZ), wobei der Datenverkehr für kurze Zeit vollständig zum Erliegen kam. Um 21:00 Uhr Ortszeit (18:00 Uhr MEZ) erreichte er dann wieder das erwartete Niveau. Da es sich um einen der größten Telekommunikationsanbieter des Landes handelt, machte sich die Betriebsstörung auch überregional bemerkbar.

Großbritannien

Am 1. Dezember wurde zwischen 15:00 Uhr und 21:30 Uhr Ortszeit (16:00–22:30 Uhr MEZ) ein erheblicher Rückgang des Datenverkehrs beim Mobilfunk- und Breitband-Internetanbieter Three UK (AS206067) beobachtet, wie die folgende Grafik verdeutlicht. Der Anbieter räumte ein, dass Kunden Probleme hatten, und lieferte nach Wiederherstellung des Betriebs im Lauf des nächsten Tages mehrere Updates (1, 2, 3, 4). Angaben zur Ursache der Unterbrechung machte er jedoch nicht. Einem Bericht zufolge hat Three UK jedoch technische Probleme in einem der firmeneigenen Rechenzentren für den Vorfall verantwortlich gemacht, von dem mehr als 20.000 Nutzer betroffen waren.

Ägypten

Am 5. Dezember wurde von Telecom Egypt (AS8452) auf X mitgeteilt, dass eine technische Störung an einem der Hauptnetzgeräte des Unternehmens für einen Internetausfall in seinem Netzwerk verantwortlich war. Dieser beeinträchtigte auch die Konnektivität bei mehreren anderen Netzwerksbetreibern, darunter LINKdotNET (AS24863), Vodadfone Egypt (AS24835) und Etisalat (AS36992), sowie den Datenverkehr auf nationaler Ebene. Die folgenden Diagramme illustrieren dies. In einem Nachrichtenbericht wurde erklärt, dass die Unterbrechung, die zwischen 14:15 Uhr und 00:00 Uhr Ortszeit (13:15–23:00 Uhr MEZ) auftrat, auf eine Beschädigung der FLAG- und SeaMeWe-4-Unterseekabel zurückzuführen war. Doch diese Behauptung wurde in einem späteren Posting von Telecom Egypt über die Wiederherstellung des Betriebs dementiert. Darin hieß es: „Das Unternehmen erklärt auch, dass die auf einigen Social Media-Seiten verbreiteten Gerüchte über einen Bruch bei einem der Unterseekabel nicht zutreffen.

Tunesien

Ein gemeldeter (allerdings unbestätigter) Ausfall des DNS-Servers bei dem tunesischen Internetanbieter Topnet (AS37705) verursachte am 17. Dezember einen kurzen Internetausfall für die Kunden des Providers, der sich auch auf das Datenverkehrsaufkommen auf nationaler Ebene auswirkte. Die Störung dauerte weniger als zwei Stunden, von 13:00 Uhr bis 14:45 Uhr Ortszeit/MEZ.

Guinea

Eine nicht näher spezifizierte Störung im Netzwerk von Orange Guinée (AS37461) beeinträchtigte am Morgen des 22. Dezember Internetverbindungen, Telefonie und die Übertragung von Textnachrichten. Die folgende Grafik zeigt einen fast vollständigen Netzwerkausfall zwischen 09:15 Uhr und 11:30 Uhr Ortszeit (10:15–12:30 Uhr MEZ). Der Anbieter veröffentlichte anschließend ein Update bezüglich der Wiederherstellung von Telefonie, Textnachrichtendiensten und Internetverbindungen.

Fazit

Im Jahresrückblick für 2023 von Cloudflare Radar haben wir mehr als 180 größere Internetstörungen bis Ende November aufgelistet, wobei die tatsächliche Zahl zu Jahresende wahrscheinlich eher bei 200 gelegen haben dürfte. Das mag zwar viel erscheinen, aber tatsächlich ist die Zahl wohl noch höher, da in diesen Beiträgen nicht erschöpfend über derartige Ereignisse berichtet wird. Während wir zum Beispiel über die Internetabschaltung im indischen Manipur berichtet haben, die sich 2023 über mehrere Monate erstreckt hat, zeigt internetshutdowns.in, dass über 90 weitere kleinere lokale Abschaltungen im ganzen Land durchgeführt wurden.

2024 ist ein wichtiges Wahljahr, denn es wird in mehr als 50 Staaten weltweit gewählt werden. Leider sind einige Länder dazu übergegangen, während der Wahlen das Internet abzuschalten oder die Internetverbindung auf andere Weise zu unterbrechen. Die gemeinsame Erklärung der Freedom Online Coalition zu Internetabschaltungen und Wahlen beschreibt die negativen Folgen solcher Maßnahmen. Das Team von Cloudflare Radar wird wahlkampfbedingte Internetabschaltungen beobachten und darüber im Cloudflare Radar Outage Center, auf Social Media und in Beiträgen auf blog.Cloudflare.com berichten.

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