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Internetstörungen treten zuletzt gehäuft auf

2024-08-01

Lesezeit: 7 Min.
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Cloudflare Radar ist ständig dabei, im Internet nach umfangreichen Störungen Ausschau zu halten. Mitte Juli ist unser Überblick über Internetstörungen im zweiten Quartal 2024 erschienen. In dem vorliegenden Beitrag befassen wir uns mit einigen auffälligen Problemen, die im ersten Monat des dritten Quartals beobachtet wurden – darunter Traffic-Anomalien in Bangladesch, Syrien, Pakistan und Venezuela.

Bangladesch

In Bangladesch hat die Regierung aufgrund gewalttätiger Studierendenproteste gegen ein Quotensystem für Stellen im öffentlichen Dienst und steigende Arbeitslosigkeit am 18. Juli die landesweite Abschaltung des mobilen Internet anordnet. Angeblich sollte damit „die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger gewährleistet“ werden. Diese staatlich verordnete Sperre führte schließlich zu einem fast vollständigen Internetausfall im ganzen Land, da auch Breitbandnetze offline waren. Landesweit sank der Internet-Traffic in Bangladesch kurz vor 21:00 Uhr Ortszeit (17:00 Uhr MESZ) nahezu auf Null. Auch die Zahl der von dem Land bekannt gegebenen IP-Adressen sank zu dieser Zeit praktisch auf Null. Damit war so gut wie jedes Netzwerk in Bangladesch vom Internet getrennt.

Bereits vor dieser landesweiten Abschaltung hatten wir jedoch Ausfälle bei mehreren bangladeschischen Netzwerkanbietern registriert, die vielleicht ein Vorbote dessen waren, was noch kommen sollte. Bei AS24389 (Grameenphone) begann am 18. Juli um 01:30 Uhr Ortszeit (21:30 Uhr MESZ am 17. Juli) ein vollständiger Internetausfall. Dabei versiegte sowohl der Internet-Traffic als auch die Bekanntgabe von IP-Adressen vollständig.

Der Ausfall bei AS25245 (Banglalink) begann am 18. Juli um 02:15 Uhr Ortszeit (22:15 Uhr MESZ am 17. Juli), als sowohl der Internet-Datenverkehr als auch die Bekanntgabe von IP-Adressen komplett zum Erliegen kamen.

Bei AS24432 (Robi Axiata) wurde am 18. Juli ab etwa 06:30 Uhr Ortszeit (02:30 Uhr MESZ) ein Internetausfall beobachtet, wobei Internet-Traffic und eine Bekanntgabe von IP-Adressen nicht mehr beobachtet wurden.

Der Internet-Datenverkehr bei AS58715 (Earth Telecommunication) begann am 18. Juli um 18:00 Uhr Ortszeit (14:00 Uhr MESZ), zu sinken, und war vier Stunden später vollständig versiegt. Bei der Bekanntgabe von IP-Adressen setzte der Rückgang um 21:00 Uhr Ortszeit (17:00 Uhr MESZ) ein und um 21:25 Uhr Ortszeit (17:25 Uhr MESZ) war man bei Null angekommen.

Das Netzwerk AS63526 (Carnival Internet) gehörte zu den letzten, die ausfielen, bevor es zu der vollständigen Abschaltung kam. Hier versiegte der Datenverkehr um 20:45 Uhr Ortszeit (16:45 Uhr MESZ) und in der darauffolgenden Stunde kam die Bekanntgabe von IP-Adressen vollständig zum Erliegen.

In den Tagen vor der Abschaltung waren sowohl die mittlere Bandbreite als auch die mittlere Latenz in Bangladesch landesweit relativ stabil. Messungen zur Internetqualität von Cloudflare Radar haben aber auf Länderebene einen deutlichen Anstieg der mittleren Bandbreite und einen gleichzeitigen Rückgang der mittleren Latenz ergeben. Beides ist wahrscheinlich auf den Verlust der Messwerte von Mobilfunkanbietern zurückzuführen, als deren Verbindung zum Internet getrennt wurde.

Fünf Tage nach Beginn der vollständigen Internetsperre begannen die Breitband-Internetdienstleister in Bangladesch am 23. Juli damit, die Verbindungen wiederherzustellen. Die erste Wiederherstellung wurde als „Probelauf“ bezeichnet, bei dem Banken, gewerbliche Sektoren, Technologieunternehmen, Exporteure, Outsourcing-Anbieter und Medienunternehmen Priorität hatten, wie vom Minister für Postwesen, Telekommunikation und Informationstechnik zu erfahren war. Die Bekanntgabe von IP-Adressen begann gegen 19:00 Uhr Ortszeit (15:00 Uhr MESZ), zuzunehmen. Zur gleichen Zeit setzte ein Anstieg des Traffic ein, weil für bestimmte Netzwerke die Verbindung mit dem Internet wieder hergestellt wurde.

Unter den oben genannten Netzwerkanbietern begann der Datenverkehr bei AS63526 (Carnival Internet) und AS58715 (Earth Telecommunication) erst am 27. Juli gegen 06:00 Uhr Ortszeit (02:00 Uhr MESZ), zu steigen. Diese beiden Provider gehörten also offenbar zu einer Gruppe, bei denen die Wiederherstellung der Breitbandverbindung zu einem späteren Zeitpunkt erfolgte. Eine Erholung des Traffic bei den Mobilfunkanbietern setzte jedoch erst am 28. Juli gegen 15:00 Uhr Ortszeit (11:00 Uhr MESZ) ein. Bei AS24389 (Grameenphone), AS45245 (Banglalink) und AS24432 (Robi Axiata) begann der Datenverkehr jeweils zu diesem Zeitpunkt oder kurz danach, deutlich zuzulegen.

Syrien

In Syrien sind Internetsperren leider nichts Neues. Vielmehr werden sie jedes Jahr mit der Absicht genutzt, bei landesweit abgehaltenen Prüfungen Betrug zu verhindern. In unserem aktuellen Blog-Beitrag „Exam-ining recent Internet shutdowns in Syria, Iraq, and Algeria“ haben wir uns mit der ersten diesjährigen Prüfungsrunde befasst, die vom 26. Mai bis zum 13. Juni stattgefunden hat.

Mit dem Beginn der zweiten Runde am 25. Juli gingen mehrstündige Internetsperren einher. Der zeitliche Ablauf ist unten abgebildet und wurde von Syrian Telecom auf der Facebook-Seite des Unternehmens veröffentlicht (englische Übersetzung mit Google Lens).

In der folgenden Grafik sind die Internetabschaltungen deutlich zu sehen, die in den ersten vier Prüfungstagen am 25., 28., 29. und 30. Juli vorgenommen wurden.

Es fällt aber auch auf, dass kurz nach der geplanten Abschaltung am 30. Juli eine weitere Störung sowohl beim syrischen Internet-Traffic als auch bei der Bekanntgabe von IP-Adressen sichtbar ist. Laut einem (übersetzten) Facebook-Post von Syrian Telecomereignete sich während der Durchführung einer routinemäßigen Wartung an einer der Klimaanlagen in einer der technischen Hallen [in einem der Rechenzentren] eine Explosion, die dazu führte, dass die Internetverbindungen vorübergehend nicht nutzbar waren“. Dieses Problem führte zu einer etwa acht Stunden dauernden Störung zwischen 11:00 Uhr und 19:00 Uhr Ortszeit (10:00–18:00 Uhr MESZ), die sowohl in den Grafiken zum Datenverkehr als auch zur Bekanntgabe von IP-Adressen für AS29256 (Syrian Telecom) zu sehen war.

Pakistan

Zum Monatsende, am 31. Juli, kam es in Pakistan zu großflächigen Internetstörungen, die etwa zwei Stunden dauerten, und zwar zwischen 13:30 Uhr und 15:30 Uhr Ortszeit (10:30–12:30 Uhr MESZ). Der Datenverkehr ging landesweit zwar nur um ca. 45 % zurück, doch bei AS17557 (PTCL) kam es zu einem fast vollständigen Zusammenbruch des Traffic und bei AS24499 (Telenor Pakistan) sackte er um knapp 90 % ab. Diese beiden Netzwerkdienstleister versorgen zusammen schätzungsweise neun Millionen Nutzer und gehören zu den fünf größten Internet-Providern des Landes.

Berichten zufolge führt die Telekommunikationsbehörde Pakistans die Probleme auf eine technische Störung bei dem internationalen Unterseekabel zurück, die das Funktionieren des Netzwerks von Pakistan Telecommunication Company Limited (PTCL) beeinträchtigt hat. In einem anderen veröffentlichten Bericht hieß es allerdings: „ Unseren Quellen zufolge war die jüngste Firewall-Version der Regierung zum Blockieren von Inhalten falsch konfiguriert, was zu einer Unterbrechung der Internetverbindungen geführt hat.“ (Weitere Informationen bezüglich der Firewall finden Sie in diesem Artikel.) Die folgenden Diagramme wurden anhand von demnächst bei Cloudflare Radar veröffentlichten TCP-Reset-/Timeout-Daten erstellt. Sie zeigen, dass zwischen 13:30 Uhr und 15:30 Uhr Ortszeit (10:30–12:30 Uhr MESZ) bei PTCL und Telenor Pakistan eine erhöhte Zahl von Verbindungen unmittelbar nach dem ersten SYN (Synchronisierungs)-Paket zum Herstellen neuer TCP Verbindungen („Post SYN“) beendet wurden, zeitgleich mit der beobachteten Störung. Mit anderen Worten: Die Menge der bei Cloudflare eintreffenden SYN-Pakete war während der Störung größtenteils konstant, doch bei anderen TCP-Paketen kam es zu einem Rückgang. Dies lässt die Firewall-Erklärung plausibel erscheinen.

In einem Facebook-Post der pakistanischen Telekommunikationsbehörde hieß es lediglich, dass das Problem gelöst worden sei und man „die genaue Ursache untersucht, um derartige Vorfälle in Zukunft zu vermeiden“.

Was auch immer die Ursache war, die Störung hatte in jedem Fall deutliche Auswirkungen auf die Finanzmärkte des Landes. In einem Bericht heißt es: „Der KSE-100-Index verzeichnete am Mittwoch einen starken Einbruch und stürzte in der letzten Handelsstunde aufgrund eines landesweiten Internetausfalls um mehr als 740 Punkte ab. Analysten führten den plötzlichen Rückgang auf Panikverkäufe zurück, weil den Anlegern die Tatsache zu schaffen machte, dass Marktdaten nur in begrenztem Umfang verfügbar waren.“

Venezuela

In der Vergangenheit wurden in einigen Ländern auf staatliche Anordnung Internetsperren vorgenommen, um den Austausch über umstrittene Wahlen einzuschränken oder das Organisieren von Protesten und Demonstrationen in diesem Zusammenhang zu erschweren. Auch im Anschluss an die umstrittene Präsidentschaftswahl in Venezuela am 28. Juli ist es zu solchen Protesten und Demonstrationen gekommen, doch in diesem Fall wurde das Internet nicht gesperrt. Allerdings registrierte das Team von Cloudflare Radar bei der Überwachung des venezolanischen Internet-Traffic in den Tagen vor und nach der Wahl mehrere deutliche Rückgänge des Datenverkehrs im Wochenvergleich.

Nach einem Anstieg um 35 Prozent um 05:00 Uhr Ortszeit (11:00 Uhr MESZ) am Sonntag, dem 28. Juli (Wahltag), sank der Datenverkehr nach Öffnung der Wahllokale um bis zu 23 Prozent um 09:00 Uhr Ortszeit (15:00 Uhr MESZ). Am 29. Juli, dem Tag nach der Wahl, war der Traffic um bis zu 28 Prozent niedriger als in der Vorwoche um 06:15 Uhr Ortszeit (12:15 Uhr MESZ) und 18:45 Uhr Ortszeit (00:45 Uhr MESZ am 30. Juli).

Auch wenn die beobachteten Rückgänge natürlichen Ursprungs zu sein scheinen und wohl nicht durch eine Internetsperre verursacht wurden, ist erwähnenswert, dass zahlreiche Websites in Venezuela blockiert werden. In einem Blog-Beitrag von „Internet Society Pulse“, der zwei Tage vor den Wahlen veröffentlicht wurde, heißt es: „Derzeit sind in Venezuela rund 60 Websites gesperrt, darunter acht Medienseiten und drei, die Nachrichten und Falschinformationen auf ihren Wahrheitsgehalt prüfen.“ Dabei wurde auf Daten des Open Observatory of Network Interference (OONI) verwiesen.

Fazit

Weitere Informationen zu Internetstörungen, Routing-Problemen, Trends beim Internettraffic, Sicherheit und Angriffen sowie Internetqualität bietet Ihnen Cloudflare Radar. Sie finden uns auf Social Media unter @CloudflareRadar (X), noc.social/@cloudflareradar (Mastodon) und radar.cloudflare.com (Bluesky). Natürlich können Sie uns auch gern eine E-Mail schreiben.

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David Belson|@dbelson
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